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Speyer im Nationalsozialismus

Über das Autorenteam

Ein Projekt des Kulturellen Erbes – Stadtarchiv Speyer & der Universität Mannheim

Forschungsprojekt
„Speyer im Nationalsozialismus“

Speyers traditionsreiche Historie wird meist mit glanzvollen Epochen oder Ereignissen wie Herrschaftszentrum des Reiches unter den Saliern, Teil der international bedeutenden SchUM-Gemeinden, Geburtsort der Protestation oder „Weltbühne“ in der Ära von Kanzler Kohl assoziiert. Aber die Stadt Speyer stellt sich auch den dunkelsten Kapiteln ihrer Geschichte. Unter der Projektleitung des Kulturellen Erbes – Stadtarchiv Speyer und der wissenschaftlichen Betreuung von Frau Prof. Angela Borgstedt, Universität Mannheim erforscht derzeit ein Team von ausgewiesenen ExpertInnen die Zeit des Nationalsozialismus in Speyer.

StASP, Bestand 233-1, RegNr: 010807, Arthur Barth: Parade anlässlich des Führergeburtstags, 20.04.1936.

Es ist geschehen, und folglich kann es wieder geschehen.

Primo Levi

Kaum eine Phase der deutschen Geschichte ist so eingehend erforscht worden wie die Jahre des sog. Dritten Reiches von 1933-1945. Man könnte daher denken, alles ist schon gesagt. Mitnichten!

Etwas mehr als die Hälfte der Deutschen sprechen sich 75 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs einer Umfrage zufolge zwar dafür aus, einen „Schlussstrich“ unter die Beschäftigung mit der NS-Zeit zu ziehen. Doch nicht zuletzt angesichts der aktuellen Situation verbietet es sich, sich der Vergangenheitsbewältigung zu entziehen. Auch den dunklen Seiten ihrer Geschichte muss sich gerade eine demokratische Gesellschaft stellen. Nicht nur aus historischen Gründen darf die kritische Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus nicht ad acta gelegt werden. Wir tragen die Verantwortung dafür, dass so etwas nie wieder geschieht.

Das oben genannte Diktum von der guten Aufarbeitung der Geschichte des Nationalsozialismus gilt allerdings im Wesentlichen für den nationalen Blickwinkel. Die Erforschung der braunen Jahre unterhalb der Reichs- bzw. Bundesebene, in den Regionen und Kommunen, erfolgte mit auffälliger zeitlicher Verzögerung. Hier bestehen noch Forschungsdesiderate. „In den zahlreichen Stadtgeschichten wird die NS-Zeit zwar nicht ausgespart, aber Sammelbände, die sich den Ereignissen und Verhältnissen einer Stadt in der gesamten Epoche des Nationalsozialismus widmen, liegen bislang nur für Frankenthal und Landau vor.“ konstatiert Dr. Walter Rummel, der Leiter des Landesarchivs Speyer für das Gebiet der Pfalz. Ende des Jahres 2020 wird auch eine Gesamtdarstellung Neustadts a.d.W. im Nationalsozialismus erscheinen.

Derzeit erforschen ausgewiesene ExpertInnen zur Speyerer Stadthistorie und regionalen NS-Geschichte sowie Studierende der Universität Mannheim unter der Leitung des Kulturellen Erbes – Stadtarchiv Speyer und der Forschungsstelle Widerstand der Universität Mannheim die Geschehnisse in Speyer zwischen 1933 und 1945. Auch die Vorgeschichte und die Nachwirkungen werden untersucht. Die Forschungsergebnisse münden in einen sich an die breite Öffentlichkeit richtenden, wissenschaftlich fundierten Sammelband.

Hindenburg vorm Dom in Speyer 1930 – Bild 102-10147 / CC-BY-SA 3.0 Bundesarchiv / WIkipedia Commons

Aufbau des Sammelbands

Aus der Geschichte Speyers im Dritten Reich

Schwerpunkte

Inhaltliche Schwerpunkte gehen vom Aufstieg der NS Bewegung, über die „Volksgemeinschaft“ und Ausgrenzung bis zur Entnazifizierung

Aufsätze

Jeweils 10-seitige Aufsätze befassen sich ausführlich mit einzelnen Aspekten wie bspw. dem Kriegsalltag oder der Judenverfolgung

Schlaglichter

In kürzeren Schlaglichtern werden vor allem Einzelpersonen beleuchtet. Darunter politisch Verfolgte, Kulturschaffende oder Widerstandskämpfer

Archivbilder

Die Aufsätze und Berichte werden durch rund 120 teilweise unveröffentliche Bilder aus Archivbeständen ergänzt und begleitet

Inhaltsübersicht

Ziel des Projektes ist es, ein umfassendes Bild Speyers während des Nationalsozialismus von 1933 bis 1945 zu vermitteln. Hier können Sie sich bereits jetzt über die einzelnen Kapitel mit den jeweiligen Themegebieten informieren.

Einleitung
Aufstieg der NS-Bewegung
  • Besatzung
    Separatismus
  • Politik und Parteienlandschaft
  • Wirtschaftliche Entwicklung
  • NSDAP | NS-Organisationen
  • Wahlen | Versuche der Abwehr
NS-Herrschaft und Neuordnung
  • „Machtergreifung“, Besetzung von Ämtern und Schlüsselpositionen
    Rudolf Trampler
  • Feindliche Übernahme oder Selbstgleichschaltung? Kommunalverwaltung
    Oberbürgermeister
    Karl Leiling
    Aus dem Dienst entfernt
  • Recht und Justiz
  • Gestapo und „Schutzhaft“
  • Wirtschaft und Arbeit
  • Aufrüstung
  • Selbstdarstellung, Presse, Propaganda
  • Stadtteile, Stadtplanung, Stadtentwicklung
  • Straßennamen
Ausprägung der „Volksgemeinschaft“
  • Lebensalltag
  • Feiertage, Festkultur
  • Frauen
  • Jugend, Schule und Erziehung
    HJ
    Lehrerseminar
  • Kirchen
  • Kunst und Kultur
    Hans Purrmann
    Der Westmarkpreis
    Landesbibliothek
    Museum
  • Vereine und Vereinsleben
Ausgrenzung „Gemeinschaftsfremder“
  • Denunzation
  • Erbgesundheit | Zwangssterilisation und „Euthanasie“
  • Fürsorge, „Asoziale“ und „Gemeinschaftsfremde“
  • Politisch motivierte Verfolgung
    Eugen Hartmeyer
    Familie Steigleiter
  • Zeugen Jehovas
  • Sinti und Roma
  • Homosexuelle
  • Judenverfolgung
  • Emigration | Deportation und Vernichtung
  • „Arisierung“ | Walter Rummel | „Arisierte Geschäfte“
    Bücherverbrennung
    November 1938
    Kantor Benjamin Grünberg
  • Zwangsarbeit
Ausloten von Handlungsspielräumen?
  • Der Ort des Widerstands
    Jakob Schultheis
    Widerstand im Alltag („kleine Leute“)
    Rettungswiderstand: Berthold Böttigheimer, Bertha Treib und ihre Helfer
Stadtbild im Krieg
  • Kriegsalltag
  • Kriegsendphase
Der Ort des Neubeginns
  • Besatzung und Militäradministration
  • Entnazifizierung
  • Straßennamen
  • Heimkehrer, Flüchtlinge, Vertriebene
  • Rückerstattung, Entschädigung, Wiedergutmachung
  • Umgang mit der NS-Vergangenheit
    Luise Herklotz

StASP, Bestand 233-1, RegNr 007971, Arthur Barth: Einzug des Batl. Sommer 07-1940

Zitate und Meinungen

"Wir grüßen dankerfüllt den großen Feldherren, dessen Schlachtenkunst das Reich vor der russischen Dampfwalze gerettet hat. Wir grüßen den Chef der Obersten Heeresleitung, der die Kriegsfurie vor den Grenzen des Vaterlandes ferngehalten hat."

 

Karl Leiling, Oberbürgermeister 1919-1943

Anlässlich der Begrüßung Hindebburgs 1930 in Speyer

„… Speyer, in dem – wie Böswillige gerne scherzen – ´ohne die toten Kaiser überhaupt kein Leben wäre´, die ´kleine Stadt´ […] die es selbst den wenigen Freunden der Stadt fast unmöglich macht, […] mit Erfolg für sie einzutreten.“

 

Karl Leiling, Oberbürgermeister 1919-1943

Über die wirtschaftliche Lage Speyers in den 20er Jahren

 

Bildnachweis für Slider und Hintergrund:

  • Dom zu Speyer by mhollaen/Pixabay lizenzfreie Nutzung
  • Gebäude des Stadtarchivs Speyer by Stadtarchiv Speyer unter Creative Commons Lizenz 3 2011
  • Historisches Rathaus Speyer by Kmtextor unter Creative Commons Lizenz 4 2019
  • StASP. Bestand: 233-1, RegNr. 007713 Arthur Barth: Maifeiertag-Festzug 01.05.1933 oder 1936